Freiburger Nachrichten: Gottéron-Blogger Patrick Fasel weilt am Spengler Cup – eine für ihn durchaus emotionale Geschichte.

Ich muss gestehen, ich habe mir nie gross was aus dem Spengler Cup gemacht. Ich verfolge in der Altjahrswoche meist lieber die U20-WM. Es muss wohl zwölf Jahre her sein, dass ich mir mein letztes Spengler-Cup-Spiel angeschaut habe. Das war aber ganz weit weg, laut Kalkulationen 7751 km entfernt von Davos, in der Dominikanischen Republik in Santo Domingo. Dort lief nämlich der Spengler Cup auf einem portugiesischsprachigen Ableger von Eurosport, die Kommentatoren sprachen von Ngoy «um jogador de color» und Andrei Bykow «o filho de Vyacheslav Bykov». Das war 2012, als Gottéron letztmals mitmachte.

Letztmals vor 32 Jahren

«Und, warst Du vor 12 Jahren auch hier?» wurde ich in den ersten zwei Tagen des diesjährigen Turniers oft gefragt. «Nein, aber vor 32 Jahren war ich hier oben». Lange Gesichter, fast gar Unglauben, wie alt ist denn der Typ eigentlich? Des Rätsels Lösung: Mein bisher einziges live erlebtes Spengler-Cup-Spiel war Gottéron – ZSKA Moskau 1992, da war ich noch Sekschüler. Doch dieses Jahr wollte ich dabei sein. Ich wollte das Komplett-Programm: Winter Wonderland Ferien mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen, und als Beilage noch die Gottéronspiele am Spengler Cup. Durch zwei Zufälle kam ich an eine tolle Wohnung nur Minuten vom Stadion entfernt ran, und mit der Hartnäckigkeit der Faselkinder, die im Schlumpfhaus aufwuchsen, überlebte ich den strengen und exklusiven Akkreditierungsmarathon des Spengler Cups. Ich denke, ans WEF wäre ich leichter reingekommen.

Freiburger Jubel in Davos.

Mein erster emotionaler Moment gabs denn auch gleich beim Eröffnungsspiel. Da sassen wir alle vier im Familiensektor. Ich mit meinem Original-Jumbo-Leibchen von Cadieux, meine Kiddies beide in Gottéron-Trikots, der Ältere im Saisondress der Saison 21/22 in Blau, der Jüngere gar in einem anderen Jumbo-Maillot, das für einen Zweijährigen mit dicker Jacke erstaunlich gut passt, aber bis zu den Knien herunter ragt, und meine First Lady ebenfalls fast overbranded mit Wollmütze, Schal und Gottéron Ugly Sweater. Die Emotionen rührten daher, dass mir just in diesem Moment bewusst wurde, wie schnell die Zeit doch vergeht. 32 Jahre ist es her, nun bin ich ein Familienvater mit vierköpfiger Familie an einem Gottéronspiel am Spengler Cup, ein gewiss magischer Moment für unsere kleine Truppe.

In totaler Hingabe

Das zweite Gruppenspiel gegen die Finnen durfte ich fürs Drachenradio kommentieren. Dies notabene und mit Seltenheitswert, nicht nur als Hauptkommentator, nein gar als alleiniger Kommentator, weil jedes Medium am Spengler Cup nur einen einzigen Platz zugesprochen bekam und ich sonst beim Senslerdeutschen Fanradio Gottérons hauptsächlich als Sidekick fungiere.

Am Freitag schlug Gottéron die Finnen aus Oulu.

Und da sass ich also ganz oben und fast unter dem Dach und sprach über den Äther darüber, was ich sah und empfand, in den Händen ein Handy und zwei Fotokameras handhabend. Denn ja, ich mache auch gerne Fotos, nicht überlegend, was meine Sitznachbarin an diesem Nachmittag, PAM von La Liberté, wohl über mich denken möge. Ich war in meinem Element, voll konzentriert, in totaler Hingabe. Dass der Sieg dazukam, rundete das Ganze perfekt ab, ich war nach dem Spiel mental so erschöpft, dass ich wohl der letzte war, der die Halle verliess. Unser Lieblingspatient Gottéron erlebt am diesjährigen Spengler Cup eine kleine Auferstehung am Zauberberg, doch ohne Ostern ist Weihnachten nur ein Kindergeburtstag. Ich bin überglücklich dieses Jahr hier sein zu dürfen und bin gespannt wie diese Turnierwoche noch zu Ende geht.