Endlich geht’s wieder los. Als Gottéron-Fan wird in dieser Saison unsere ewige und unnachahmliche Geduld allerdings mehr strapaziert als jemals zuvor.

Von Runde 49 letztes Jahr, als klar war, dass wir nicht in die Playoffs kommen und es in der Relegationsrunde um nichts mehr geht, bis zum ersten Heimspiel der neuen Saison im Oktober, dauert es sage und schreibe 214 Tage. Eigentlich Zeit genug, um all die Dramen zu vergessen oder zu verdrängen, aber eben auch eine lange Zeit der Vorfreude. Vorfreude auf einen hoffentlich neuen Spirit. Zugegeben, ich bezweifle stark, dass dieser neue Esprit von unseren Schweizer Königstransfers Bouby, Marti und Kamerzin kommen wird, doch als Fan sagt man sich, dass alles besser wird (werden muss).
Sehr optimistisch stimmt mich unser Ausländerquartett: Desharnais, Brodin, Gunderson und Stalberg sind für mich auf dem Papier unser bestes Ausländerquartett seit 15 Jahren, in der Saison 2004/05 durften wir auf Hentunen, Karlberg, Rhodin und Lintner zählen. Was sich wie eine gute Nachricht anhört, muss aber nicht zwingend eine sein. Mit diesen vier verpassten wir 04/05 die Playoffs um ganze 11 Punkte und retteten uns erst im Playout-Final gegen Lausanne. Aber Gottéron ist diese Saison in der Bringschuld, darauf spielt der Titel meiner Kolumne ab. In den letzten fünf Saisons scheiterten wir zweimal kläglich in den Playoffs (beide Male gingen wir chancenlos 1:4 unter), in den drei anderen gabs zwei Relegationsrunden und einen Playout-Final. Etwas allzu mager für die Hardcore-Fans, ich weiss nicht, ob viele Unterstützer eine weitere verpatzte Saison dulden würden oder vielleicht der Geduldsfaden doch mal reisst. Die erste schwierige Phase ist aber schon vorprogrammiert: Wenn wir zum ersten Heimspiel antreten, hatten andere Mannschaften schon 3 bis 4 Spiele mehr und wir bis anhin nur Auswärtspartien. Es wäre also ein Wunder, wenn wir nicht schon bei der Heimpremiere um den Strich herum spielen würden. Aber das Team muss diese Saison Charakter zeigen, sonst müssen in Zukunft grössere Veränderungen kommen.

Die Testspielergebnisse stimmen sehr zuversichtlich, der Minisieg gegen ZSKA wäre in dieser Art und Weise in den letzten paar Jahren nicht möglich gewesen. Das Offensivspiel erscheint mir effizienter als letztes Jahr, natürlich spielen die Imports da eine grosse Rolle. Auch die Defensive ist im Vergleich zum Vorjahr noch eine Spur stabiler, was bemerkenswert ist, weil dies schon letztes Jahr ziemlich gut geklappt hat. Die ewige Baustelle Powerplay, nun, nicht nur haben wir heuer eines, ich bin mir sicher, es wird diese Saison sogar Spiele gewinnen. Und hinten, da haben wir nach der sommerlichen Telenovela um die Verlängerung Berras, wo manch ein Fan nicht nur wegen der Temperaturen ins Schwitzen kam, weiterhin und noch lange Zeit einen Riesen im Tor, mindestens so gross wie die Kaiseregg und der Moléson zusammen – und er bleibt ein weiteres halbes Jahrzehnt.

Ich selber schaue positiv in Richtung neue Spielzeit, festlegen werde ich mich aber nicht. Nichtsdestotrotz wage ich hier erstmals eine Art vorsichtige Prognose und sage, dass wir weder absteigen noch das Double holen, uns aber für die Champions League qualifizieren, und auf dem Weg dorthin alle Höhen und Tiefen erleben werden, die nur unser Lieblingsklub produzieren kann.

Allez Gottéron !