Interview mit Shawn über sein heutiges Leben, Kobe Bryant’s Mamba Mentality und was Mario Lemieux mit Ketchup zu tun hat.
Shawn Heins spielte von 2006 bis 2013 knapp sieben Saisons lang für Gottéron. Der kanadische Verteidiger erzielte in 344 Spielen für die Freiburger 51 Tore und gab 136 Assists. Vor allem aber holte er irrsinnige 822 Strafminuten. Der mittlerweile 51-jährige Haudegen war bei den Fans sehr beliebt, seine Nummer 44 wurde bei Gottéron 2017 zurückgezogen.
Hallo Shawn. Du hast deine Karriere vor zwölf Jahren in Freiburg beendet. Was machst du heute?
Ich lebe in Coral Springs in Florida. Ich arbeite für die Florida Panthers, trainiere die U16 AAA und bin der Direktor der Junior Panthers Skills.

So sieht Shawn Heins heute aus. (Quelle: zvg)
Hast du vom Spengler-Cup-Sieg Gottérons gehört?
Na klar! Ich war als Spieler dabei, als wir in meinen ersten Jahren in Freiburg die Mannschaft in schwierigen Zeiten wieder aufbauten, mein Herz pumpt immer noch Gottéron-Blut!
Ich habe letzte Saison in meinem Blog eine Umfrage gemacht, wer die besten Ausländer aller Zeiten bei Gottéron sind. Du wurdest ehrenvoller Siebter.
Verdammt, ich wollte in die Top 5 (lacht), ich wollte gewinnen! Aber es ist natürlich eine Ehre, neben diesen grossartigen Spielern in einem Atemzug genannt zu werden. Ich bin stolz, was ich auf und neben dem Eis erreicht habe, auch was die Hockeykultur in Freiburg angeht. Das Einzige, was ich bereue, ist, dass wir den Titel nie geholt haben, wir waren so nahe dran.
Du hast sieben Jahre hier gespielt, während vier Saisons warst du gar Captain. Es ist unüblich, dass ein Ausländer so lange bei einer Mannschaft bleibt und gar noch Captain wird. Warum bist du so lange geblieben?
Der Grund waren die «Guys» in der Mannschaft, die Trainer. Die Leute in Freiburg nahmen mich alle sofort auf, als ich aus Basel kam. Andere Teams wollten mich auch, ich war nahe dran weiterzuziehen, aber schlussendlich bin ich immer geblieben, ich würde gar nichts ändern wollen.
Hast du noch Kontakt zu damaligen Mitspielern?
Ja, mit vielen, vor allem mit Sprunger, Bykow, Holden, Kiki (Mottet), Ngoy, Alpy (Abplanalp), Dubé, aber auch Trainern wie Matte und Pelletier und Doktor Engel. Und zu ein paar Fans aus Freiburg und der Schweiz habe ich auch noch immer Kontakt, ein Teil meines Herzens ist immer in der Schweiz geblieben. Ich hatte eine tolle Zeit da. Ich kann auch die Fans von Bern und anderen Klubs nicht vergessen, die Gegner liebten mich ja so (lacht herzhaft).

Shawn Heins machte immer alles, um bei den gegnerischen Fans unbeliebt zu sein. (Quelle: Keystone (Archivbild))
Ich spreche immer gerne über Rückennummern. Warum die #44 bei Gottéron?
Chris Pronger war mein Idol, ich spielte mit ihm bei Peterborough in der OHL, er trug bei den Blues und den Oilers die 44. Er war ein Einhorn, konnte polyvalent eingesetzt werden und war ein tougher Gegner für jeden.
Du hattest bei den Pittsburgh Penguins die #57, das muss doch was mit Ketchup zu tun haben, oder? Schliesslich steht diese Zahl auf den Heinz-Ketchup-Flaschen.
Ja, da gibt es tatsächlich einen Bezug! Es war ein Scherz von Mario Lemieux, er sagte mir, ich solle die #57 tragen. Er war auch Teambesitzer, und mit so einer Legende gehst du keine Diskussion ein, also bekam ich die #57.
In einem Interview hast du mal gesagt, einer deiner grössten Momente sei gewesen, als du in der Overtime den Gamewinner erzieltest auf Assist von Mario Lemieux. Ich erzähle immer, ich habe Körbe geschossen auf Assist von Kobe Bryant, und habe auch welche für ihn aufgelegt. Du musst wissen, ich bin in meinem Austauschjahr in den USA mit Kobe in die Schule gegangen.
Das ist so cool! Ich wünschte, ich hätte ihn kennenlernen dürfen. Ich liebte alles an ihm, und nutzte seine «Mamba Mentality» während meiner Karriere und auf meinem eigenen Weg.
In der Schule damals konnte man spüren, dass er es schaffen würde, er selber war fest davon überzeugt. Wie inspirierte er dich ganz persönlich?
Er trainierte wichtige Situationen immer und immer wieder. Und als es dann im Spiel so weit war, war er bereit, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch seine Arbeitsmoral war beeindruckend, er sagte immer, wenn du der Beste sein willst, dann musst du auch am härtesten arbeiten, auch dann, wenn niemand zuschaut.
Ich nehme an, diese Mentalität gibst du auch an deine Junioren weiter?
Zu 1000 Prozent!
Hast du ihn jemals live spielen sehen?
Nein, ich hatte nie die Chance dazu. Ich poste regelmässig Zitate von ihm auf Instagram und schaue mir Videos von ihm an. Es ist traurig, er war so ein guter Kerl, seine Tochter und er sind beide viel zu früh von uns gegangen. Ich denke, die Black Mamba wird für immer leben und vielen Leuten helfen.
Meine letzte Bemerkung ist ein wenig frech, aber ich hoffe, du nimmst es mit Humor. Meine Mutter hatte einen Spitznamen für dich: Sie nannte dich «Schwein Eins». Das war allerdings positiv gemeint, man hat dich lieber in seinem eigenen Team als beim Gegner.
Sie nannte mich Schwein? Ich habe ein dickes Fell, kein Problem. Sag ihr «PIG» stehe im Englischen für «pretty intelligent guy» (lacht). Nun, die Leute zahlen gutes Geld, um uns spielen zu sehen, sie dürfen natürlich ihre Meinung haben. Sag ihr, dass ich ein ziemlich netter Typ bin, schade, hat sie mich nie kennengelernt.

Shawn Heins (rechts) ging den Gegnern unter die Haut. (Quelle: Keystone (Archivbild)
Danke für deine Zeit, Shawn. Ich hoffe, du kommst wieder mal nach Freiburg.
Andrei Bykow stellt Shawn Heins drei Fragen
Andrei Bykow, ein alter Kumpel von Shawn Heins, hat den Wunsch des FN-Bloggers, sich drei Fragen für den Kanadier auszudenken, gerne erfüllt. Hier sind seine drei Fragen – von Gottéron-Legende zu Gottéron-Legende.
Woher kommt dieser beschützerische Esprit, den du gegenüber deinen Mitspielern hattest?
Mein erster Captain bei den Profis hat mich das gelehrt. Als ich in Basel entlassen wurde und nach Freiburg kam, war ich frustriert und gereizt. Ich wollte es denen zeigen. Sprunger und eben Andrei waren meine kleinen Brüder, und ich wollte, dass sowohl sie als auch unsere Gegner wissen, dass sich niemand mit ihnen anlegen darf.
«A Kiki Kaka» oder «Kiwi Dance»?
Sind beides super Lieder, aber man vergisst sein erstes Mal nie, also «A Kiki Kaka». Das ist das Lied der Eisbären Berlin, es war unser Lied, als wir die deutsche Meisterschaft gewannen.
«Brown bag» oder «shoe check?»
Immer shoe check. Bei einem Mannschaftsessen geht jemand unter den Tisch und schüttet Ketchup oder Sauce in die Schuhe von jemandem. Dann stehen alle auf und erheben die Gläser, da fängt der Spass erst an. Ich habe mal Geoffrey Vauclair bezahlt, damit er Sébastien Caron drannimmt. Caron ist ausgerastet und wollte gar die Mannschaft verlassen, aber Mike Knoepfli konnte ihn beruhigen. Von da an waren Caron und Knoepfli beste Freunde.
