Er gehörte zu den spektakulärsten und besten Spielern auf Schweizer Eis: Todd Elik. Obwohl immer nur Gegner, ist er auch in Freiburg unvergessen, wie FN-Blogger Patrick Fasel erlebte.

Dieser Blog hat nicht unmittelbar etwas mit Gottéron zu tun, denn mein Gast am Spiel letzten Freitag gegen Langnau hat nie für uns gespielt. Dennoch war er einer jener Spieler, die uns an Spielabenden ins Stadion zogen, einer, der den Gang ins St. Leonhard noch etwas aufregender machte. Die Rede ist von einem der letzten Rock’n’Roller auf Schweizer Eisfeldern, unser allerliebstes enfant terrible Todd Elik.

Ich kenne Todd seit einer Weile, er ist seit letzter Saison öfters mal in der FKB-Arena. Er mag das Stadion und die Stimmung, und zumindest letzte Saison und an Champions-League-Abenden wurde hier auch gutes Eishockey gespielt. So kam ich auf die Idee, ihn für das Langnau-Spiel einzuladen. Meinen Vorschlag, an diesem Abend das Face-off zu machen, fand er zwar lustig, lehnte aber dankend ab. Er bat mich, ihn in meinem Blog nicht in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen, ich versicherte ihm, dass dies nie mein Vorhaben war. Ich sei eher ein Fan geblieben, für mich sei Eishockey primär nur Unterhaltung. Aber eine oder zwei Pointen wollte ich dann schon noch einbringen während des Abends, das hat er akzeptiert.

Todd Elik (links) 1998 bei einer Rencontre mit Gottérons Robert Slehofer. (Quelle: Charles Ellena)

Selfies und Handshakes

Als grosser Hockeyfan war es für mich halt schon etwas Spezielles, mal an einem Spiel einen Todd Elik neben mir zu haben. Da ich annahm, dass der letzte grosse Rocker der Liga auch härtere Musik mag, eröffnete ich ihm, dass es vielleicht nur eine Sache gäbe, die ich noch cooler finden würde, als mit ihm ein Gottéron-Langnau-Spiel zu schauen. Ich erklärte ihm, das Ultimative wäre für mich wohl, auf dem Heimweg mit ihm ein Carpool-Karaoke zu Rage Against The Machine zu machen, die Idee fand er toll, er mag die Band und erwähnte in den Gesprächen über Musik auch Alice in Chains, Nirvana und seine Lieblingsband Van Halen.

Schon vor dem Spiel kamen viele Leute auf ihn zu, wollten ein Selfie, einfach nur mit ihm plaudern oder ihm die Hand geben. Dabei fiel nie ein schlechtes Wort, die Leute sagten ihm, wie sehr sie sich freuten ihn zu sehen, und sie sich daran erinnerten, als er mit Lugano, Zug, Davos und Langnau hier in Freiburg gastierte.

Genau auf eben jene Gastauftritte erlaubte ich mir später im Spiel die erste der zugestandenen Pointen. «Todd, you’ve been sent off quite a lot here in this arena, only one player has got an even worse ratio than you, do you know who that is?» Elik wurde, als er im St. Leonhard antrat, recht oft frühzeitig von den Schiris unter die Dusche gestellt, ich sagte ihm, nur ein Spieler habe prozentual gesehen noch weniger oft die Schlusssirene gehört. «Oh yeah, who’s that?» Ich erklärte ihm, der sechsfache Stanley-Cup-Sieger Glenn Anderson habe mal eine Saison bei La Chaux-de-Fonds gespielt, und ich glaube, der hat in Freiburg kein einziges Spiel beendet. «That doesn’t surprise me», meinte Elik einerseits lakonisch, aber auch leicht selbstironisch, weil er zugeben musste, dass er in Freiburg wirklich oft vom Eis musste.

Todd Elik 2003 im Trikot des HC Davos. (Quelle: Keystone)

In der Schweiz auf Jobsuche

Ich war überrascht, wie gerne er mit den Leuten für ein Foto posierte, ein gutes ehrliches Lächeln auf den Lippen, nie genervt, sondern geduldig und nett, so haben ihn wohl nur wenige in Erinnerung. «We loved to hate you, but you were one of the greatest ever», hatte ich ihm in einem früheren Gespräch mal gesagt, und er bestätigte mir auch, dass er immer noch von sehr vielen Leuten angesprochen wird, und die Leute es gut mit ihm meinten. Am Freitag waren es gut und gerne 20 Leute, Gottéron- wie Langnaufans, alle freudig und ausschliesslich voller Lob.

Meinen langjährigen Sitznachbarn hatte ich nichts von meinem speziellen Gast an diesem Abend gesagt, umso überraschter waren sie, als wir uns hinsetzten. «C’est bien lui, non?», sagten sie und packten für einen Abend ihr bestes Englisch mit breitem französischen Akzent aus. Aber er verstand sie, seine Frau ist frankophone Kanadierin.

Todd ist aktuell in der Schweiz auf Jobsuche, er liebt die Schweiz und die Berge und würde gerne hier leben und arbeiten. Ich hoffe, es klappt, er wäre eine Bereicherung in jedem Schweizer Eishockeytempel. Meine zweite Spitze gestand er mir nicht ein, nein, er habe nie Wasser auf den Laptop eines Journalisten geschüttet, das sei so nie geschehen.

Es war ein überraschender und sehr unterhaltsamer Abend, ich war jedoch wirklich ein wenig erstaunt, wie angenehm und zuvorkommend Todd war, wie offen und bereitwillig, mit den Fans zu plaudern. Es erinnerte zuweilen an etwas, das Harald Schmidt mal erklärte. Dirty Harry scherzte vor Jahren mal in seiner Talkshow, von allen Gästen, mit denen er über die Jahre gesprochen habe, seien ausgerechnet die Rocker die anständigsten und angenehmsten gewesen. Die nämlich hätten alles schon gesehen, alles schon erlebt, und seien im Herbst ihrer Karriere viel entspannter.

Todd Elik 1997 nach einem Tor gegen Thomas Östlund. (Quelle: Keystone)

«What’s going on with DiDo?»

Todd Elik spielte in der NHL mit ein paar der erfolgreichsten Spieler aller Zeiten, mit Wayne Gretzky, Rob Blake und John Tonelli bei den Kings, oder mit den Sowjets Igor Larionov und Sergei Makarov bei den Sharks. In San José beeindruckte ihn zudem der Lette Sandis Ozolinš. Ich wollte von ihm wissen, wer der beste Mitspieler war, den er in der Schweiz hatte. Seine Antwort war nicht etwa ein Ausländer, Elik nannte André Rötheli, mit dem er beim EV Zug spielte. Und als stärkste Gegner erwähnte er Lonny Bohonos (Davos, ZSC) und Gaetano Orlando (Bern und Lugano).

«So what’s going on with DiDo?», wollte er wissen – und ich antwortete schon fast prophetisch: «I think he’s just slowly coming to an end …». Elik erkannte im Spiel von Freiburg grössere Probleme, der Aufbau gefiel ihm nicht, weder die Verteidiger noch die Stürmer würden das Richtige machen, das Spiel vorne sei zu kompliziert, zu wenig Zug aufs Tor, und natürlich das fehlende Selbstvertrauen. Beim Anschlusstreffer Langnaus war ihm sofort klar, dass nun ein neues Spiel begonnen hatte. Und nach der Niederlage im Penaltyschiessen kam am Ende auch er zum Schluss, dass Gottéron momentan viele sportliche Baustellen hat.

Todd Elik war wirklich ein sehr spezieller Spieler: Topskorer, Liga-MVP und Strafenkönig zugleich, polarisierend, provokativ, geliebt und gehasst von Fans und Gegnern. Auf dem Eis war er eine Augenweide, ein feiner Schlittschuhläufer und Techniker, und einer der besten Assistgeber, den wir in unserer Liga bestaunen durften. Nach 500 Spielen in der NHL spielte Elik von 1997 bis 2004 in der NLA und schrieb ein paar ganz spezielle Kapitel des Schweizer Eishockeys. Viele würden mir wohl zustimmen, wenn ich ihn als eine der Top-10-Legenden der letzten 40 Jahre auf Schweizer Eisfeldern betiteln würde. Todd Elik liess niemanden kalt, und keiner hat ihn hier vergessen. Das hat ein Abend mit ihm in der FKB-Arena klar gezeigt.

https://freiburger-nachrichten.ch/story/200004/geliebt-gehasst-verg%C3%B6ttert-mit-todd-elik-am-gottronmatch