Auch wenn der FN am 21. März 1990 damals ein kleiner Fehler unterlief, diese zwei Namen würden wir uns ziemlich schnell merken und nie wieder vergessen.
Im Frühling vor 30 Jahren freute ich mich auf die bevorstehende Hockey-WM in Bern und Fribourg. Wir hatten Tickets um die ganz grossen Teams zu sehen: Sowjetunion, Tschechoslowakei, Kanada und Schweden. Der Schweiz war es nach zwei schmerzhaften Niederlagen gegen Italien und Frankreich nicht gelungen, sich im Vorjahr für das Heimturnier 1990 zu qualifizieren. Dem Finale wohnte ich auch bei, ich beschrieb dies einmal in einem früheren Blog. Gottéron-Matchspeaker Alain Hauert erzählte mir ein paar Jahre später, er habe eine sehr ähnliche Geschichte erlebt, damals. Heute, 2020, hätte ich Tickets für 15 Spiele unserer Heim-WM und habe auch zwei Events organisiert, um mit meinen Schülern Spiele im Hallenstadion zu besuchen, was damit aber passiert, können wir vermutlich alle erahnen. Schon bitter, dass aus dem fantastischen Hockeyfrühling 2020 nichts wird, Gottéron wäre erstmals Meister geworden, die Schweiz Weltmeister beim Heimturnier, Eishockey wäre in aller Munde gewesen…
Um diese Tage herum, heute vor 30 Jahren (20. März 1990), stand abends im Teletext eine beachtliche Meldung. Teletext war damals in unserem zu Hause ein Novum, bis anhin hatten wir eine alte Kiste, die genau 3 Sender empfing. Auf den italienischen Sommer hin (Fussball-WM 1990) hatten wir uns aber eine kleinen Zweitfernseher besorgt, mein Vater und ich wollten wenn möglich alle Spiele sehen können. Wir haben dann auch fast alle Spiele gesehen. Den Final haben wir uns nicht angetan. Das heisst, ich hätte ihn vermutlich sehen wollen, doch mein Vater packte die ganze Familie und wir gingen während des Endspiels Deutschland-Argentinien nach Schiffenen Minigolf spielen. Ich erfinde nichts. Ja, vor 30 Jahren.
Da stand also am Abend, dass die beiden Weltklassespieler Bykov & Khomutov nach Fribourg wechseln würden. Mein Vater bat mich, die Namen auf Papier aufzuschreiben, mir aber waren diese Namen bereits geläufig. In den Spätachzigern war ich nämlich schon Fan der Sbornaja. Ich kannte die zwei ersten Blocks namentlich, und bei den Matches hinter Schämpus Vogelhäuschen wollte ich für CCCP spielen, nur ein Pole aus Gerewil stand mir jeweils zur Seite. Alle anderen waren für die Kanadier. So wie auch am Spengler Cup, wo ich für Krilija, Spartak und Sokol war, auf keinen Fall fürs Team Canada oder USA Selects. Und beim EM-Final 1988 war ich für die Sowjets, auch hier als einer der Wenigen. Möchte es aber nicht verpassen zu sagen, dass Van Bastens 2-0 in der 54. Minuten für mich immer noch eines der schönsten Tore aller Zeiten ist. Seis drum. Doch der Wind sollte drehen. Bald wollten alle Kinder in Alterswil für die Russen spielen.
Der Beginn des Russenfiebers in Fribourg begann an einem Abend vor dem Teletext. Noch konnte niemand ahnen, was für wunderbare und unvergessliche Jahre auf uns zukommen würden. Am nächsten Tag titelte die FN (21. März 1990): «Jetzt müssen Martinet und Co. Russisch lernen». Ich habs mittlerweile auch gemacht, «tschüt tschüt» halt. Für die Helden meiner Kindheit und Jugend.
Im Frühling vor 30 Jahren schieden wir in den Playoffs aus, auch wegen eines zu Unrecht annullierten Tores Brodmanns in der Allmend in der Verlängerung. Ja, genau, damals als Stastny aus Protest eine weisse Fahne wehte. 30 Jahre später qualifiziert sich Gottéron nach einer eigenen Remontada für die Playoffs und hätte dort für Furore sorgen können, endlich wieder ein Lichtblick nach den vielen Seuchensaisons.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, in 187 Tagen beginnt für uns eine neue Saison und Zeitrechnung, in einem neuen Stadion und mit einer tollen Mannschaft. Vor 30 Jahren begann mit dem Sputniks-Transfer eine neue Ära in Fribourg, ich bin guten Mutes, dass wir heuer wieder vor einer neuen Glanzzeit stehen, und wir in der kommenden Dekade die vielleicht schönsten Seiten unserer Geschichte schreiben. J’y crois, allez Gottéron.