Die Tage von Andrej Bykow sind bei Gottéron gezählt. FN-Blogger Patrick Fasel zwischen Verständnis und Wehmut.

Der kleine Zar spielt leider ab nächster Saison nicht mehr für seinen und unseren Herzensklub. Er verbrachte seine ganze Karriere bei Gottéron und steht bald nicht mehr in der Kaderliste. 

Im Dezember 2005 lief er erstmals für Gottéron auf und in der Folgesaison erzielte er sein erstes Tor in der NLA. Bykow spielte 2006 an der U18-WM sowie 2007 und 2008 an der U20-WM. Für die A-Nati absolvierte er insgesamt 10 Spiele, nahm aber nie an einer Weltmeisterschaft teil. Schon als junger Spieler war er eine wichtige Teamstütze. Der kleine Bykow liess uns träumen, ein Russe mit diesem Vornamen und diesem Nachnamen, wir wussten schon immer, dass er uns lange Freude bereiten würde. Die Übersicht und den Hüftschwung hat er eindeutig von seinem Vater geerbt, die Liebe zu diesem Sport aber auch von dieser Stadt, wo er als Zweijähriger mit seinem Papa hinzog. Andrej war fast zwei Dekaden lang ein absoluter Lieblingsspieler im St. Léonard. 

Andrej Bykow (links) im August 2000 beim Abschiedsspiel von Vater Slawa (rechts).
Archivbild Charles Ellena.

Gewiss tut sein Abschied einem manchen Fan sehr weh, doch vielleicht verhilft ihm Gottéron mit der Nichterneuerung seines Kontraktes zu einem ehrenvollen Abgang und erspart ihm die berühmte Saison zu viel. Nächste Saison wäre Byk (Бык, Bulle auf Russisch) im Playoff-Frühling bereits 37 Jahre alt. Also unverständlich ist die Trennung nicht, sie hat sich eigentlich schon letzte Saison angebahnt. Sportlich gesehen ist es die richtige Entscheidung, auch wenn sie menschlich schmerzt. 

Schöne Erinnerungen

Mit Bykows Abgang verlieren wir aber auch ein Stück Seele Gottérons, drei Jahre nachdem sein Vater auch vom Verwaltungsrat zurücktrat. Meine persönlichen Erinnerungen an Andrej überspannen vier Jahrzehnte. In den 90er-Jahren sah ich an Sonntagmorgen öfters einen kleinen Jungen in der Patinoire Jean Tinguely in Marly, der herumkurvte wie ein kleines Herrgöttli, schnell war mir klar, wessen Sohn das sein muss. Im August 2000 spielte Andrej als 12-jähriger an Slawas Abschiedsspiel und schoss in den letzten fünf Minuten des Spiels zwei Tore. 

2013 jubelte Bykow in den Playoffs gegen den ZSC in der Verlängerung ab seinem Gamewinner unter die Latte. Doch weder Wiegand noch Rochette unterbrachen das Spiel. Sprunger schnappte sich den Puck und spielte ihn nach draussen Richtung Freiburger Bank. Während das Hallenstadion lauthals tobte und eine Strafe verlangte, lächelte Bykow nur noch und zeigte an, der Videobeweis werde sein Tor validieren. Der Puck war drin, und Gottéron schaffte dank Bykow das Break in dieser Halbfinalserie – legendär! 

Prime-Bykow (r.) 2013 zusammen mit Julien Sprunger.
Archivbild: Keystone

Die letzte Erinnerung ist noch gar nicht mal so lange her, in der Viertelfinalserie gegen Lausanne 2022 schoss Bykow zwei Unterzahltore, das erste im Game 1 und das zweite im Game 4, wobei dadurch Gottéron das Break gelang und Freiburg anschliessend die Serie mit 4:1 Siegen gewann. Wer bedenkt, wie viele Serien Gottéron überhaupt seit 2013 gewonnen hat und man dann sieht, wie Bykow in den entscheidenden Momenten stets da war, merkt, was für eine Schlüsselfigur der kleine Bykow oftmals war.

Der Moment des Abschieds

Ich sah Bykow gross werden, und nun kommt der Moment des Abschiedes. Bykow war immer eine Art Hoffnungsträger, er, der die vielleicht unbeendete Symphonie seines Vaters weiter- oder gar fertigschreiben würde. Er und sein grosser Bruder mit der 86 liessen uns weiter an den ewigen Traum glauben und bescherten uns sehr viele memorable Abende.

Дорогой маленький Царь, не грусти, что это закончилось. Радуйся, что это произошло! Наш город дал тебе очень многое, ты отдал нашему клубу ещё больше. Я надеюсь, что ты останешься с нами после завершения твоей карьеры. На один раз, навсегда. (Lieber kleiner Zar, sei nicht traurig, dass es vorbei ist. Sei glücklich, dass es geschehen ist. Unsere Stadt hat Dir sehr viel gegeben, Du hast es unserem Klub mehr als nur zurückgegeben. Ich hoffe, dass Du nach Deiner Karriere bei uns bleibst. Wie wir hier zu sagen pflegen, für einmal für immer.)