Nachdem wir letzte Saison das mieseste Gottéron seit 1989 sahen, kann es diese Saison fast nur besser werden. Es gibt durchaus Gründe zur Zuversicht.

Es gibt immer drei Seiten einer Geschichte: Meine, Deine und die Wahrheit. Man könnte mit Blick auf letzte Saison sagen, sie sei aussergewöhnlich spannend gewesen, schliesslich spielte Gottéron im Halbfinal der Champions League, scheiterte nur am späteren Europameister und gewann in der heimischen Liga erstmals seit einer Dekade die letzte Serie der Saison und stieg nicht ab. Sehr subjektiv betrachtet also: Ende gut, alles gut. Auf der anderen Seite gab es 33 Niederlagen während der Qualifikation, ein Negativrekord seit Gottéron in der NLA ist, und wir sahen das mieseste Gottéron seit 1989 (ja, selbst die Mannschaft von 2006 war nicht derart enttäuschend – und das will etwas heissen).

Nicht alles war schlecht, aber ein positives Adjektiv würde ich jetzt an dieser Stelle nicht wagen einzubringen. Letzte Saison stellte ich die Frage, ob das Ganze nun eine Art soap opera sei (Personalfragen, Entlassungen, Trennungen, Niederlagenserien, vergessene Schlittschuhe, Torhüterleistungen usw.) oder am Schluss doch Grande Cinema wird. Wir wissen mittlerweile, dass es aus Sicht der Gegner ein Kinofilm namens „Drachenzähmen leicht gemacht“ wurde.

Nach dem spannenden Sommerfeuilleton, als kurzzeitig Verteidiger Chavaillaz auf dem Papier (wieder mal) unser Torhüter Nummer 2 war, blicke ich nichtsdestotrotz positiv in Richtung neue Saison. Gottéron zählt in dieser Saison gleich mehrere ehemalige oder aktuelle Captains von verschiedenen Nationalteams: Mit dem Norweger Holøs, Frankreichs Meunier und Tschechiens Cervenka sowie Servettes Ex-Captain Jim Slater kann Gottéron auf viel Leadership zählen, auf Leute mit Erfahrung, die in der Kabine respektiert und von Mitspielern und Trainerstaff als Tonangeber angesehen werden.

Auf der Goalieposition haben wir einen, der potenziell so entscheidend werden könnte wie seit Östlund und Caron kein Torhüter mehr – und wie die beiden zum Publikumsliebling avancieren könnte. Zudem haben wir endlich wieder einen gestandenen Trainer. Ich war in der Vergangenheit schon derbe enttäuscht, als man uns Kossmann oder Zenhäusern auftischte. Vielleicht schafft es ja Mark French, unserem Internationalen Yannick Rathgeb Auszüge aus dem minimalen gewerkschaftlichen Pflichtenheft für Verteidiger aufzuzeigen und ihn zu dem zu formen, für den er sich manchmal bereits hält, nämlich einen Starverteidiger. Und wenn jemand sogar noch auf die Idee kommen könnte, Schilt in der Overtime einfach nicht mehr auf das Eis zu schicken, weiss ich nicht, was noch schief laufen könnte.

Mein Abo steckt im Portemonnaie, die Spieldaten sind sorgfältig notiert, meine Hochzeit zwei Wochen nach Playoff-/Playout-/Promotionsfinalende angesetzt. Ich bin also bereit. Hoffe mein Lieblingsteam ab nächstem Freitag auch. Also: Allez Gottéron… tcheu va!