So verabschieden sich ehemalige Weggefährten. Von Davos über Freiburg bis nach Genf, die ganze Eishockeyschweiz trauerte diese Woche. Paul-André Cadieux war eine wichtige Eishockeyfigur in unseren Stadien. Sechs Jahrzehnte lang lebte Paul-André Cadieux hier Eishockey als Spieler, Trainer, Manager und zuletzt auch als Radiokommentator. Ehemalige Weggefährten erklären den Einfluss, den er auf sie hatte: Bei den gemeinsamen Gesprächen flossen vereinzelt gar Tränen.
Philippe Furrer
Die Nachricht hat mich sehr traurig gestimmt. Er war und bleibt eine grosse Figur im Schweizer Eishockey. Mir sind seine Besuche mit seinen Freunden bei praktisch jedem Gottéron-Training aufgefallen. Seine Leidenschaft und sein Kampfwille waren ungebrochen. Ich traf ihn noch in Murten an, als er sich wieder aufrappelte und ohne Stöcke mit seinen Prothesen wieder lief. Viele sprachen ihn auf seinen täglichen Touren durch Murten an, und er sagte einzig, er müsse trainieren … Eindrücklich. Ich wünsche der ganzen Eishockeyfamilie und den Nachfolgern diese Leidenschaft, die er im Eishockey bis zum Schluss lebte.
Valentin Wirz
Als ich noch bei den Moskitos spielte, spielte ich mit Paul-Andrés Sohn Jan zusammen. Paul-André war Trainer der ersten Mannschaft. Er kam oft mit den beiden Russen mit uns aufs Eis und pushte uns. Ich erinnere mich, wie ich einmal nach Hause ging und nur mit einer Pobacke auf dem Stuhl sass, weil Paul-André uns mit seinem Stock vorantrieb und immerzu motivierte: «Skate, skate, skate!» Er wusste schon damals, dass das Eishockey in Zukunft schneller werden würde. Ein wahrlich passionierter Hockeyaner, ein ehrlicher Mann, arbeitsam, und ein Kämpfer. Ein weiterer Stern am Gottéronnachthimmel.
Pascal Schaller
Ich habe eben von dieser schlechten Nachricht erfahren, es stimmt mich sehr traurig. Dass ich immer noch in der Welt des Eishockeys tätig bin, liegt an Cadieux, der mir die Leidenschaft fürs Eishockey weitergegeben hat. Vielen Dank, Paul-André. Er war immer mit Herzblut im Eishockey tätig. Ich hatte eine Profi-Karriere nicht nur wegen Slava und Andrej, sondern auch weil Paul-André an mich geglaubt hat. Ich bin wirklich traurig.
Flavien Conne
Ich kannte Paul-André vor allem durch seinen Sohn Jan, mit dem ich in Lugano gespielt habe, und unsere Väter waren auch befreundet. Wir trafen uns oft zum Essen, er war ein Freund der Familie. Ich habe immer das Bild vor Augen, wie er mit seiner Ovomaltine-Kappe auf dem Eis stand. Er coachte mit nur einem absoluten Minimum an Hockeyausrüstung und zeigte den Spielern trotzdem, wie man einen Schuss blockt – dies notabene ohne Schienbeinschoner (lacht)! Er war hart im Nehmen und hatte eine Energie, die vielen der heutigen Hockeyspieler und -trainer manchmal guttun würde. Paul-André war sehr leidenschaftlich und hat vielen die Liebe zu diesem Sport weitergegeben.
Lars Leuenberger
Er war ein lustiger Vogel und ein Tausendsassa. Ich kannte ihn als Trainer bei der damaligen B-Nati, eine Art zweite Nationalmannschaft für Spieler, die noch nicht für die A-Nati aufgeboten wurden. Er war auch General Manager, als ich bei Basel spielte. Er spielte oftmals mit uns noch im Training, mit seiner Zipfelmütze, die rechts und links «bambelte». Das werde ich nie vergessen. Wir nannten ihn Mr. 100’000 Volt, er war immer voll dabei. Was ihn auch ausgemacht hat: Er war sich nie für etwas zu schade. Obwohl General Manager, holte er die Stöcke aus dem Car, er hat überall angepackt.
Jean-Charles Rotzetter
Er war als Trainer und Spieler gegenüber anderen sehr fordernd, aber auch an sich stellte er hohe Ansprüche. Er war immer 300% bei der Sache. Einmal hat er sich den Finger gebrochen und hätte eigentlich nicht mehr spielen dürfen. Er sagte aber, es würde schon gehen, und er machte weiter. Der Bruch ist nie verheilt, weshalb sein Finger immer etwas krumm geblieben ist. Er wollte immer gewinnen und hasste es, zu verlieren. Er hielt es nicht aus, dass wir in der Kabine vor den Spielen rumlachten, er hatte einzig den Erfolg im Kopf. Paul-André war ein sehr, sehr guter Trainer, und was er von den Spielern verlangte, lebte er selber auch vor.
Daniel Zosso
Paul-André hat mich mein Leben lang begleitet. Als er zwischen 1982 und 1985 in Freiburg spielte, war ich im Juniorenkader von Gottéron. Paul-André war immer wieder bei den Junioren-Trainings an der Bande oder ab und zu auch auf dem Eis anzutreffen. Ich durfte zu dieser Zeit mit seinem Ehrgeiz und Enthusiasmus für den Eishockeysport Bekanntschaft machen. Er hat einen so grossen Einfluss auf mich gehabt, dass ich mich bis heute für den Eishockeysport begeistere. Als ich 2003 als NLA-Schiedsrichter meine Karriere begann, habe ich ihn auch in diversen NL-Stadien angetroffen. Er kam bei Regelfragen auf mich zu und wir haben interessante Gespräche geführt. Ich bin nun seit 2015 bei Radio Freiburg als Experte aktiv. Paul-André war ebenfalls als Experte für Radio Fribourg unterwegs. Für die Auswärtsspiele reisen die Experten und die Kommentatoren von Radio Freiburg und Fribourg gemeinsam an. Vor den Spielen assen wir im Team zusammen. Wir hatten mit Paul-André einige lustige und interessante Diskussionen und unbeschreibliche Momente. Ich erlebte Paul-André als ehrgeizige, temperamentvolle und humane Person. Das Wort scheitern war für ihn ein Fremdwort. Er hat mich mit seiner Begeisterung in seinen Bann gezogen und mich mit seinen Ideen zum Eishockey beeinflusst. Leider müssen wir heute von ihm Abschied nehmen, doch er bleibt ewig in unseren Herzen. Vielen Dank, Paul-André, für alles, was du beigetragen hast.
Dan Hodgson
Er war ein «hard working guy». Ich bewunderte, wie er das Spiel liebte, und wie er Eishockey lebte. Er sprach perfekt Englisch, das hat es für mich im ersten Jahr in Europa einfacher gemacht. Später kamen wir in Basel wieder zusammen, als er dort GM wurde. Es ist ein grosser Verlust fürs Schweizer Eishockey, er hatte eine positive Auswirkung auf ganz viele Spieler und Leute im Hockeyumfeld. Er verdiente jede Anerkennung.
Jüre Wymann
Am 9.März 2016 hatten wir mit dem SC Bern einen Plauschmatch zum 80. Geburtstag von Bruno Meyer (ehemaliger SCB-Präsident in den 70er-Jahren, Red.). Das Team Old Stars SCB spielte gegen das Team Mayer. Bei den SCB Old Stars waren Peter Schmidt, Peter Brand, Urs Dolder, Päsqu Nigg, Werner Künzi, Daniel Hirt, Rolf Mäusli und auch Pole Cadieux dabei. Es war so schön und spannend, als er in der Kabine Geschichten von alten Zeiten erzählte. Auf der Spielbank gab er immer noch Anweisungen in Richtung der Spieler, eben wie früher als Trainer. Wir alle werden ihn immer in Ehren halten.
Marc Gygli
Ich habe Paul-André als Trainer in Freiburg erlebt, aber auch als Spielertrainer in Genf. Die Anekdote, die ich erzählen möchte, ereignete sich gegen Ende seiner Karriere, als ich ein junger Goalie bei Genf war: Wenn der Torhüter schon geschlagen war, sprang er immer noch in die Schüsse vor dem Tor. Gegen Ende der Regular Season hielt er mal einen Puck mit der Hand und brach sich dabei Finger und Hand. Wir dachten alle, er würde für die Playoffs ausfallen. Aber nichts von dem. Paul-André spielte die ganzen Playoffs mit einer gebrochenen Hand und wir schafften den Aufstieg. Eine aussergewöhnliche Willensstärke, die seine Charakterstärke und seinen unbändigen Willen verdeutlicht. Mit ihm ging es nur mit 200 Prozent. Er war ein Vorbild für alle Jungen.
Cyrill Pasche
Cadieux war zwei Saisons lang mein Trainer, als ich ein junger Spieler war. Er hat immer an mich geglaubt und mich motiviert und viele nützliche Ratschläge gegeben. In Biel haben alle tolle Erinnerungen an ihn, wir waren eine gute Truppe, und Cadieux hatte dies verstanden und liess uns viele Freiheiten. Er hat uns auch mehr von seiner relaxten und lustigen Seite gezeigt, auch wenn er zum Teil sehr hart mit uns sein konnte. Danach habe ich ihn noch oft in den Eishallen angetroffen, er kommentiere ja fürs Radio und ich hatte immer Freude daran, mit ihm über unseren Sport zu plaudern. Ich schätzte seine Passion fürs Eishockey und blieb immer in Kontakt mit ihm. Die Nachricht seines Todes hat mich sehr traurig gemacht.
Mario Rottaris
Paul-André gibt oder gab es nur einmal auf dieser Welt. Er hatte so viele Talente, die über das Coachen und Trainieren einer Mannschaft hinausgehen. Wenn ihm das Eis vor dem Training nicht passte, setzte er sich kurzerhand auf den Zamboni und hat das selber erledigt. Ich hatte mal einen gebrochenen Finger, was für Pole kein Grund war, nicht zu spielen. Er begleitete mich am Nachmittag vor dem Match, inkl. Handschuhe, zum Doktor und hat ihn instruiert, wie und in welchem Winkel er mir eine Gipsschiene um die Pfote schmieden muss, damit das alles noch in die Hockeyhandschuhe passt. Seine Omnipräsenz kann man nicht kopieren, ich kann mich nicht erinnern, dass er mal einen Puls unter 100 hatte. Die Trainings mit Pole waren immer rassig, temporeich und spannend. Er hat zum Teil neue Übungen erfunden, wo er – nachdem wir erst einen «Zämeschiss» abgekriegt hatten – selber schmunzeln musste, weil er merkte, dass es gar nicht möglich war, so wie er es sich vorgestellt hatte. Fordernd, fördernd, authentisch. Das war Pole.
Dino Stecher
Sein Dahinscheiden ist tragisch und traurig, ich bin sehr betroffen. Er war ein Vorbildsportler. Ich erinnere mich an ein Vorsaison-Trainingslager in Grindelwald, in der Saison, als die Russen zu uns kamen. Wir hatten an einem Abend eine inoffizielle Spielertaufe und gingen alle sehr spät ins Bett – und nicht alle in einem guten Zustand. Wir dachten zuerst, Paul-André hätte nichts gemerkt. In der Garderobe liess er sich nichts anmerken. Dann gingen wir aufs Eis und da wussten wir, dass er alles weiss. Pucks gabs keine. Dann mussten wir «seckle». Aber wir sind als Team aufs Eis, haben nicht gejammert und gaben aus Respekt für unseren Trainer alles. Er ging voraus mit einer sehr hohen Leidenschaft, aber auch mit einer hohen Leidensfähigkeit.
Slava Bykov
Ich erinnere mich, wie er einmal bei einer 1-gegen-1-Übung nicht zufrieden mit dem Verhalten unserer Verteidiger war. Andrej (Khomutov, Anmerkung Red.) und ich kamen immer durch. Da schob er kurzerhand die Verteidiger zur Seite und machte vor, wie er es haben wollte. So stand er als Verteidiger vor dem Tor, deckte uns vor dem Tor ohne Ausrüstung, ohne Helm und schrie den Spielern an der Blauen zu, sie sollen aufs Tor schiessen. Er akzeptierte nicht, dass man nicht 150 Prozent gab, auch in den Trainings. Er war wie eine Vaterfigur für mich, ich bin sehr traurig. Ich glaube, ich kann nicht an die Beerdigung gehen, es nimmt mich zu sehr mit und bringt zu viele Emotionen in mir hoch.