Sechs statt vier Ausländer auf dem Eis? Das wäre schlecht für Gottéron – und schlecht für das Schweizer Eishockey.
In knapp einem Monat steht in der National League eine wichtige Abstimmung an. Die Klubs entscheiden darüber, ob in Zukunft nicht mehr bloss vier, sondern sechs Ausländer pro Team auf das Matchblatt dürfen. Angetan von dieser Idee scheinen auf dem ersten Blick vor allem die grossen und reichen Klubs, das Traktandum und die Idee vorgeprescht hat der wichtige Mann vom benachbarten Klub, Marc Lüthi. Er argumentiert, dass man mit mehr Ausländern die Lohnsummen der Schweizer Spieler aus der dritten und vierten Linie wieder eindämmen könnte. Doch diese scheinheilige Argumentation nehmen ihm zur Zeit in der Eishockeyschweiz nicht viele ab. Kaum vorstellbar, dass die Ausländer #5 und #6 beim SCB Budgetausländer wären, viel eher würden sie sechs Topausländer auf jedes Matchblatt zaubern und die Schere zwischen Gross und Klein auf Schweizer Eishockeyfeldern noch grösser werden lassen.
Auch der ZSC dürfte keine grossen Schwierigkeiten haben, ein halbes dutzend tolle Ausländer für die eigenen Farben auflaufen zu lassen. Die Erhöhung würde insgesamt 24 zusätzliche ausländische Spieler aufs Eis schicken. Darunter leiden würden primär die kleineren Klubs und der Nachwuchs, der schon jetzt in gewissen Equipen nur mit acht bis zehn Minuten pro Match vorlieb nehmen muss. Fragen wir doch im benachbarten Deutschland und Österreich, ob die höhere Ausländerkontigentierung eine gute Idee war, die Antworten werden klar ausfallen. Dem Schweizer Eishockey geht es momentan so gut wie noch nie, zwei Silbermedaillen an den letzten sechs Weltmeisterschaften zeugen davon, dass wir im Eishockey vieles richtig machen. Vier Ausländer sind gut, genügend und richtig, belassen wir es doch ganz einfach dabei. In für einmal erstaunlich klaren Worten fasste Gottérons Raphael Berger im Blick die Idee zusammen: „Das ist alles Blabla“…
Wir gehen ins Stadion, um die eigene Mannschaft anzufeuern. Gianna Nannini sang einst im Fussball-WM-Song von 1990 in „Un‘ Estate Italiana“ folgende Zeile: „Escono i ragazzi e siamo noi“ – die Jungs kommen raus, das sind wir! Und genauso geht es uns Fans doch allen ein bisschen. Schön, wenn mal Slater und Birner Tore schiessen und uns zum Sieg verhelfen, doch sind es nicht diese magischen Nächte, die uns am längsten in Erinnerung bleiben werden, so wie jene letzten Dienstag, als Bykov, Sprunger und Mottet die Tore zum 3:0-Heimsieg gegen den momentanen Leader erzielten? Ja, WIR haben gewonnen. Warum bleibt die Aufstiegsmannschaft auch noch 30 Jahre danach eine mythische, eine legendäre? Die Jungs kamen aus la basse(-ville), aus der Stadt, sie spielten für uns, wir standen bedingungslos hinter ihr.
Unsere Lieblingsspieler bleiben jene, die hier sind und bleiben, und nicht jene Ausländer, die nach zwei Jahren guter Leistung weiterziehen an einen Ort, an dem es mehr Lohn gibt. Nicht verwunderlich also, dass so viel Eigengewächs ihre ganze Karriere bei uns machen. Mit sechs Ausländern würde die Klubidentifikation markant abnehmen, und damit eben auch das Zuschauerinteresse, was für die Budgets der Klubs wieder nur nachteilig wäre. Die Idee kommt ausgerechnet von den Bernern, die sich anno dazumal gegen die Freiburger Idee wehrten, das Ausländerkontigent von 2 auf 3 zu erhöhen. Nochmal: Von 2 auf 3! Sie wehrten sich damals mit den selben Argumenten, die sie jetzt bei ihrer eigenen Vorlage von 4 auf 6 den Kritikern in Abrede stellen. Hintergrund der damaligen Angst war unter anderem die Tatsache, dass Gottéron im Falle eines dritten Ausländers wohl Valeri Kaminsky hätte engagieren können, und Freiburg den kompletten zweiten Sturm der Sbornaja in ihren Reihen hätte auflaufen lassen. Die Aufstockung von 2 auf 3 scheiterte damals. Ich hoffe, der Antrag am 14. November erleidet dasselbe Schicksal.