Die Saisonbilanz? Es war emotional anstrengend. Ich bin mit meinem Latein am Ende und verstehe gar nichts mehr. Und Schuld daran sind die Spieler.

Hätte man mir im Herbst gesagt, wir seien nach der Quali punktemässig gleichauf mit dem Titelverteidiger ZSC und einen Rang vor dem Rekordmeister HCD, wäre ich wohl zunächst sehr glücklich und beruhigt gewesen. Nun ist die Situation leider grundverschieden. Die Saison ist eigentlich vorbei, und ich verfolge höchstens via Teletext wer von Biel, Ambri, Lausanne und Langnau alles in den Halbfinal kommt. Die Enttäuschung ist vielseitig, jetzt im Moment vor allem noch präsenter, denn die Playoffs laufen und wir sind weder im Gespräch noch im Geschäft. Und weiss Gott wäre diese Saison etwas dringelegen. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass wir bestenfalls Heimrecht haben, oder im schlechteren Fall gegen Lausanne und Biel ein grosses Wörtchen hätten mitreden können, gegen Biel sogar ziemlich sicher durchgekommen wären. Klar, da spricht der Fan, aber der Grundtenor meiner Aussage zielt dahin, dass wir diese Saison einiges verpasst haben. In den sozialen Medien sind die Schuldigen gefunden – das Triumvirat French, Dubé, Berger. Ich möchte aber nicht ins selbe Horn blasen, sondern versuchen, anderen die Schuld zuzuschieben – den Spielern!

Es waren emotional sehr anstrengende Wochen im Schlussspurt. Ich war einige Male derart wütend, dass ich oft nicht darüber sprechen wollte und einfach schwieg. Glücklicherweise hat man mich bei der Arbeit auch in Ruhe gelassen, meine Kollegen sind allesamt aus dem Grossraum Einsiedeln und dieses Jahr als Rappi-, ZSC- oder Davosfans kaum besser dran als der Romand, die omertà wird bis heute von allen respektiert. Und die Klotenfans sprachen eh die ganze Saison lang nicht mehr über Eishockey.

Ich gehe bis Saisonende nicht mehr an die Spiele. Sie müssen verstehen, ich war einer der wenigen, der beide schmerzhaften Niederlagen gegen Rappi (auswärts und zu Hause) live miterlebt haben. Ich krieg diese Auftritte nicht aus dem Kopf. Erschwerend kommt hinzu, dass ich bei gutem Wetter sogar die Lichter des Lidos von meinem Balkon aus sehe. Wertes Gottéron, das Auf und Ab war einfach zu anstrengend dieses Jahr. Von schwerbetrübt bis himmelhochjauchzend, zum Teil alles innerhalb von 24 Stunden. Ich weiss noch, wie ich am 1. Februar (0:2 hinten, dann 5:3-Sieg) während den ersten 30 Minuten gegen Genf angewidert war von dieser Equipe, wir waren drauf und dran, alle Mannschaften davonziehen zu lassen, und dann spielen die so amorph gegen Genf. Bei einer Niederlage hätte ich mein Abo weggeworfen. Dann drehen wir das Spiel und gewinnen auch am nächsten Tag in Davos – Playoffs wir kommen! Oder nach der Mini-Siegesserie gegen Biel, Ambri und Langnau war ich überzeugt, dass wir nun locker in die Playoffs kommen und sogar Bern und Zug aus dem Weg gehen könnten – und dann lief alles wieder schief.

Aber eben, ich sehe nicht die Dreifaltigkeit als Hauptschuldigen, es sind und bleiben für mich die Spieler. Uns fehlte zum x-ten Mal bei entscheidenden Momenten der oft genannte heilige Zorn und eine grosse Portion Hockeyintelligenz. Es sind dies die wiederkehrenden Kleinigkeiten, die da und dort passierten, die uns über die ganze Saison gesehen enorm wichtige Punkte gekostet haben. Im Hallenstadion führten wir am 23. Dezember bis zwei Minuten vor Schluss mit 2:1 gegen den Z, doch Schneeberger leistete sich 105 Sekunden vor dem Ende ein sehr unnötiges Beinstellen (der Zürcher Stürmer bewegte sich in der Ecke vom Tor weg). Im anschliessenden Powerplay glich der Z aus, und gewann in der Verlängerung den Zusatzpunkt. In Genf zerstörte Schmutz 22 Sekunden vor Schluss einen sicher geglaubten Auswärtspunkt mit einem unnötigen Haken, die Quittung davon: Genf holte alle drei Punkte. Anfangs Saison holte sich Slater wiederholt die idiotischsten Strafen, die dann entscheidend vom Gegner ausgenutzt wurden. Es soll dies nun nicht eine Abrechnung mit den erwähnten Spielern werden, ich nenne einfach ein paar Beispiele, um meinen Standpunkt zu verteidigen.

Denn nüchtern betrachtet bin ich gar mit der Arbeit von French zufrieden. Wir haben die Hälfte aller Spiele gewonnen, und unsere Verteidigung schien erstmals seit der Saison 12/13 stabil. Und der Grossteil unserer Spieler hat eine positive Plus-Minus-Bilanz (ausschlaggebend dafür ist das Spiel 5 gegen 5). Klar, das Power- und Boxplay waren eine Zumutung, in beiden Bereichen war Gottéron das schlechteste Team der Liga, doch ist das in einer Organisation nicht der Job des Assistenten, also von Dean Fedorchuk? Wie kann man im November auswärts in Genf so lustlos auftreten, und keine Sekunde lang zeigen, dass man geil auf den Leaderthron ist? Wie kann es sein, dass dieses Team kapitale (und im Fall eines Siegs vorentscheidende) Heimspiele derart inakzeptabel angeht (Heimniederlagen gegen Rappi, Genf, Lugano). Es ist hart eine Bilanz zu ziehen, denn ja, die Anzahl Punkte ist da, doch die Totalausfälle an gewissen Spieltagen hinterlassen nicht nur eine verständliche Enttäuschung, nein, Leute, die Gottéron seit langem verfolgen, sind mittlerweile einfach nur noch ratlos. Warum spielt Rossi die ganze Saison so, als würde er ständig an einer Leistenzerrung laborieren? Kann Stalder überhaupt sprinten? Warum genau spielt Schilt erst ab dem Zeitpunkt halbwegs gut, als klar ist, dass er den Klub verlässt? Was ist mit Marchons Unbekümmertheit geschehen? Müssen wir nun bei jedem Schuss von Furrer «verletz dich nicht!» schreien? Walser, drei Törchen in der Quali, echt jetzt? Ich bin mit meinem Latein am Ende. Dachte, ich versteh’ was von Eishockey, nach dieser Saison weiss ich gar nichts mehr. Dazu fällt mir noch eine kleine Anekdote ein: Während der Saison stand plötzlich Lhotak vor dem Tor im Powerplay. Ich schrieb einem Kumpel, der gegenüber auf der anderen Seite sitzt, folgende Worte: «Ich glaube, Gottéron weiss nicht mehr, was sie noch versuchen sollen, Lhotak in der ersten Powerplay-Formation!». Mein Kumpel schrieb zurück «Dachte ich auch, Lhotak hat nix im PP zu suchen» Vielleicht erinnern Sie sich nicht daran, aber Lhotak schoss noch im selben Spiel zwei Überzahltore. Ich versteh anscheinend gar nichts mehr, aber bei Gottéron tat das diese Saison auch niemand.
L’Shana Haba’ah und au revoir Gottéron, wir sehen uns nächstes Jahr wieder, hoffend, wie immer, auf nächste Saison.