Patrick Fasel, 26.01.2018, Gotteronblog, Freiburger Nachrichten

Fankurve im Wandel




Vor ziemlich genau zehn Jahren begann der Abstieg und das Ende der Ultragruppierung Fribourg Boys. Ab der Saison 2007/08 nutzte die Polizei so genannte Spotter, um die problematischen Personen in der Fankurve zu sondieren. Gleichzeitig leisteten sich gewisse Mitglieder unentschuldbare Fehltritte, bewarfen gegnerische Spieler- und Fancars mit Steinen und Bierflaschen, sangen auswärts homophobe Gesänge und waren an der einen oder anderen Rangelei mitbeteiligt. Den Fehler zu viel machten sie aber, als sie begannen die vom Klub grosszügig zur Verfügung gestellten 50 Stehplatztickets im Internet für bis zu 250 Franken zu verticken (Playoff-Spiele gegen Bern und Genf). Das Vertrauen war gebrochen, fortan verspürte die Gruppe starken Gegenwind in Fribourg und dies endete schliesslich in deren Auflösung 2012.

Der Grossteil der Freiburger Gottéronfans war froh, als diese Jungs endlich vom Bildschirm verschwanden. Diese Möchtegern-Ultras waren ganz alleine dafür verantwortlich, dass Freiburger Fans bei Auswärtsspielen nicht mehr sonderlich gern gesehen waren. Und dies, nach den tollen neunziger Jahren, als Gottéron dank Fans und Spielern in der ganzen Schweiz recht beliebt war. Viele Alteingesessene gaben den FB02 bei deren Gründung 2002 genau zehn Jahre. Es wurden... rechnen sie nach.

Es folgten ein paar Jahre Vakuum, wo eigentlich keine ersichtliche Gruppe in der Fankurve zu sehen war. Seit drei Jahren aber beobachtet man zwei neu formierte Fanklubs. Bei den Heimspielen machen sich die Fribvrgensis XIV am lautesten und sichtbarsten bemerkbar. Ab 2014 sah man sie zwar zuerst oft auswärts, seit zwei Jahren nun bilden sie das Herz der Fankurve, sie lancieren Songs wie „Un jour à l'improviste“ und „HCFG – tous ensemble on chantera“. Fribvrgensis XIV ist frankophon. Als sie am Anfang den Platz der ehemaligen Ultragruppierung einnahmen, machte sich das Freiburger Publikum Sorgen: Da waren sie wieder, diese Jugendliche, dunkel angezogen, in den Sozialen Netzwerken das Gesicht verschleiernd; und die Gruppe unterhält auch eine Fanfreundschaft mit Gruppierung aus Trier und Metz. Da werden Erinnerungen wach, wie? Es ist wichtig, dass man ganz genau hinschaut. Obwohl in vielen Stadien die Probleme mit Fangruppen markant abgenommen haben, erinnern uns die Lausanner Auftritte (peinliches Spruchband gegen Sprunger in Malley, Pyros gegen Ambri-Fans in der Valascia, niveaulose Fangesänge in der BCF Arena) daran, dass noch nicht alles Ponyhof ist.

So haben bei uns die pöblerischen Fangesänge glücklicherweise drastisch abgenommen, und es wird wieder mehr die eigene Mannschaft unterstützt als kontra Gegnerfans eingestimmt. In diesem Sinne agiert auch der andere grössere und neuere Fanklub. Die Black-White Fribourg (BWF) sind vor allem an Auswärtsspielen sichtbarer, die insgesamt rund 50 Mann starke Truppe stammt grösstenteils aus Freiburg, Bern und der Deutschschweiz. Eine weitere Fanclub-unabhängige Gruppe macht mit anderen Freiwilligen beispielsweise die beeindruckenden Choreos im St. Léonard. Finanziell werden diese Gruppierungen seit geraumer Zeit nicht mehr vom Klub unterstützt (aus verschiedensten Gründen). Den Fangruppen ist dies recht, können sie dadurch unabhängig bleiben. Auch fankurvenintern scheint es keine Reibungen mehr zu geben, die Leute übernehmen problemlos die Songs von anderen Gruppierung, es gibt keinen Machtkampf mehr zwischen rivalisierenden Gruppen wie früher, oder Streitereien darüber, wer wo stehen darf. Ein neuer, frischer Wind in der Fankurve! Hoffen wir, es entwickelt sich weiterhin alles in eine gute Richtung.