Patrick Fasel, 06.10.2014, Gotteronblog, Freiburger Nachrichten

(Noch?) kein Interesse an der Champions Hockey League



Champions-League-Spiel im halb leeren St. Léonard.
Bild Keystone

Gottéron hat am Dienstag die Chance, sich für die letzten 16 der Champions Hockey League zu qualifizieren – und in diesem eishockeyverrückten Kanton interessiert dies kaum jemanden.

In den zwei Heimspielen gegen die Eisbären Berlin und PSG Zlin kamen im Schnitt 2534 Zuschauer in die BCF-Arena. Das sind sogar viel weniger als in den Jahren, als Gottéron bereits im November jeweils 15 Punkte Rückstand auf den Strich hatte. Denn selbst da verirrten sich regelmässig bis zu 4500 Fans ins St. Léonard. Es sind auch weniger Zuschauer im Stadion, als wenn Gottéron im Sommer gegen SKA St.Petersburg oder in den vergangenen Jahren ZSKA Moskau Trainingsspiele bestritt. Auch die sportlich gut besetzte European Trophy, die in den letzten zwei Jahren sozusagen als Testturnier für die neue Champions Hockey League fungierte, zog 2012 im Schnitt bloss knapp 1525 und 2013 lediglich 2332 Zuschauer in die Patinoire.
Warum also besteht kein grosses Interesse an europäischen Wettberben im Allgemeinen und an dieser Champions Hockey League im Speziellen? Ein neuer Wettbewerb braucht Zeit, um sich zu etablieren. Der wiederauferstandene Schweizer Cup erfreut sich ja momentan auch noch nicht besonderer Beliebtheit. Für andere Klubs scheint ein europäischer Klubwettbewerb etwas Ähnliches zu sein wie ein Fussball-Europacup der Nationen damals für Sepp Herberger, nämlich "reine Zeitverschwendung". In unseren Breitengraden steht stellvertretend dafür der Hockey Club Davos, der lieber sein Bratwurst-Plauschturnier im Dezember organisiert, als sich europäisch zu messen... Und tatsächlich ist die Halle beim Spengler Cup jeweils voll! Es ist aber zugegebenermassen von Klub zu Klub unterschiedlich. Fragt mal bei den ZSC-Fans nach, was sie von einem europäischen Turnier halten, die werden natürlich in wunderschönen Erinnerungen schwelgen. Oder aber beim SCB, der den Internationalen Eishockey Verband IIHF im Oktober 2010 auf 1,2 Millionen Schweizer Franken verklagte, weil der Wettbewerb wegen fehlendem Hauptsponsor ausgesetzt wurde. Dass unserem Berner Nachbar dieses Jahr eventuell in der Gruppenphase gar der letzte Rang droht (ausgeschieden ist der SCB bereits), ist schon eine kleine Katastrophe für das Selbstverständnis des Hauptstadtklubs. Aber eben, wie viel Gewicht dem Wettbewerb beigemessen wird, scheint von Klub zu Klub unterschiedlich zu sein. Der HC Genf-Servette, der in einer unattraktiven Gruppe mit dem französischen und österreichischen Meister am Dienstag um den Gruppensieg kämpft, hat mit einem Zuschauerschnitt von 4645 Zuschauer einen ganz passablen Wert. Ist Genf denn plötzlich hockeyverrückter als Freiburg?? Ich hoffe es nicht. Am Dienstag spielt Gottéron gegen den zweimaligen Europameister Djurgarden Stockholm um die Qualifikation für die Achtelfinals. Es wird schon schwierig genug, aber ich hoffe, die Gottéron-Fans zeigen ihrem Klub auch für diesen Europacup-Wettbewerb ihre Unterstützung. Und wenn nicht, dann haben wir ja immerhin noch Greg Mauldin.