Patrick Fasel, 08.09.2014, Gotteronblog, Freiburger Nachrichten

Wenn die Musi wieder spielt


Bild Vincent Murith

Mit der Meisterschaft beginnt für die Gottéron-Fans am Freitag auch die Singsaison. Höchste Zeit, sich etwas näher mit den Melodien und Sprechchören auseinanderzusetzen.

Schon als kleines Kind durfte ich mit meinem Vater an die Heimspiele. Meine Eltern hatten zwar Bedenken, dass ich am nächsten Tag in der Schule müde sein würde, doch dem war nie so. Kam hinzu, dass wenn ich mir die Spiele am Radio anhörte, ich immer noch wach war, als mein Vater aus dem St. Léonard zurückkehrte. Da es also schlaftechnisch keinen Unterschied machte, ob ich die Spiele am Radio oder live vor Ort verfolgte, konnte ich genauso gut mitgehen. So kam es, dass ich als achtjähriger schon regelmässig den Spielen beiwohnen durfte. Sehen konnte ich von einem normalen Platz aus nichts. Damals durfte ich entweder beim Treppeneingang beim Platzanweiser stehen, oder aber man platzierte mich hinter den Blechwerbungen ganz oben unter dem Dach (da wo jetzt die Logen sind...). Abgesehen von der tollen Sportart gefiel mir schon von klein auf, wie tausende Leute miteinander sangen. Es kam mir vor wie an einer Messe, gut, mittlerweile ist ja das St. Léonard sowas wie unser Tempel, Gottéron eine Art Religion geworden. Doch kennen Sie eigentlich die Songs, denen unsere Kontrafakturen (ja, Sie dürfen das Wort ruhig googeln) zu Grunde liegen ?

Das Encore plus fort ist Speedy Gonzales von David Dante, den Französischsprechenden im Kanton sind die Versionen von Danyel Gérard oder Dalida geläufig. Seit den Russen singen wir Go West von den Pet Shop Boys und feuern damit die Mannschaft mit Allez Gottéron an. Inbrünstig wird la Marcia Trionfale, Verdis Triumphmarsch, angestimmt, wenn unserem Lieblingsklub ein wichtiger oder überzeugender Sieg gelingt. In den euphorischen Momenten wird des Weiteren wie oben erwähnt der religiöse Aspekt Gottérons wieder hervorgehoben, wenn wir unisono den alten Gospelsong When the Saints Go Marching In (Text: Oh Gottéron) oder Rivers of Babylon von Boney M. singen.

Le ranz des vaches, Lyoba, führ ich jetzt ganz bewusst nicht in dieser Liste auf, denn letztlich wird versucht, den Originaltext zu singen, was den meisten Leuten im Stadion ohnehin nicht gelingt, höchstens vielleicht den Greyerzern, die sich bewusst sind, dass wir nun die Kühe (oder eben den Gegner) gleich fertig gemolken haben werden.

Auffällig an dieser Liste ist, dass es vor allem Lieder gibt, um Gottéron anzufeuern, wenn sie vorne liegen. Das war in den frühen Zweitausendern und in den Achtzigern oft anders. Damals stimmten die Fans meist nach zwei Spielminuten das Égalisez! an, weil Gottéron schon nach kurzer Zeit hinten lag. Es gibt aber nicht nur Lieder, um die ganze Mannschaft anzufeuern. Spezielle Spieler verdienen sich eigens für sie kreierte Fangesänge. So lobten wir früher unseren schwedischen Hünen Thomas Östlund mit einer Adaption der Titelmelodie von Pippi Langstrumpf, Hey Thomas Östlund, scholo lolo lolo lolo. Oder erinnert sich jemand an Ennio Morricones Titelmelodie zu The Good, the Bad and the Ugly zu Ehren des besten Schlittschuhläufers, der jemals für diesen Klub gespielt hat? Oo uu oo uu oo, Chad Silver!

Ich singe derart gerne in unserem 6000 Mann starken Chor, dass ich mich manchmal dabei ertappe, wie ich selbst Lieder des Gästeklubs mitträllere, denn auch da gibt es ganz lustige Kreationen. Einmalig in der Schweiz sind die Bieler Fans mit ihrem Singen der Tetris-Melodie. Die schönsten und erstaunlichsten Melodien kommen aber von einem der beliebtesten Schweizer Eishockeyklubs: Ambri-Piotta. Ist euch schon mal aufgefallen, dass Ale Ambri Ale eigentlich die Marseillaise, die französische Nationalhymne ist? Ich mag auch das Come Lugano, voi siete come Lugano auf der Melodie des kubanischen Quantanamera. Umgetextet singen sie "wie Lugano, ihr seid wie Lugano", was bestimmt nie und nimmer freundlich gemeint ist, aber durchaus von Humor zeugt.

Die Eis- und Singsaison beginnt also diesen Freitag wieder, ich freue mich wieder genauso wie damals, als ich noch ein kleines Kind war.
In diesem Sinne, Sing when you're winning, allez Gottéron!

Diskographie zu diesem Blog :

David Dante - Speedy Gonzales
https://www.youtube.com/watch?v=O4HT51a4VHY

Pet Shop Boys – Go West
https://www.youtube.com/watch?v=flWTWG-gTT4

Giuseppe Verdi – Marcia Trionfale (Triumphmarsch aus „Aida“)
https://www.youtube.com/watch?v=8ymt0eI0wR8

When the Saints Go Marching In
http://www.youtube.com/watch?v=Ffi4eB-RO8g

Boney M. - Rivers of Babylon
http://www.youtube.com/watch?v=9ybv4DOj-N0

Le ranz des vaches (Lyoba)
http://www.youtube.com/watch?v=dj_t5t8zsXQ

Konrad Elfer – Har Kommer Pippi Langstrump (gesungen von Anne-Mette)
Titelmelodie von Pippi Langstrumpf
http://www.youtube.com/watch?v=8hFFN7WXFaE

Ennio Morricone – The Good, the Bad and the Ugly Theme
http://www.youtube.com/watch?v=WjoXaJUOInU

Russisches Volklied – Korobeiniki oder Korobuschka – bekannt als das „Tetris“-Lied
http://www.youtube.com/watch?v=9Fv5cuYZFC0

Ale Ambrì Ale
von Fans: http://www.youtube.com/watch?v=QoJhwlSpL9I

La Marseillaise – Französische Nationalhymne
http://www.youtube.com/watch?v=221UWotqwdo

José Marti – Quantanamera
http://www.youtube.com/watch?v=4-IgvB62RRU