Patrick Fasel, 24.10.2013, Gotteronblog, Freiburger Nachrichten

Die wundersame Wandlung des Adrien L.


Ein ganz neues Bild: Adrien Lauper kann im Gottéron-Dress jubeln.
Bild Alain Wicht


Lange Zeit war Adrien Lauper im Gottéron-Dress ein Ärgernis. In dieser Saison aber scheint er endlich in der NLA angekommen zu sein.

Ein paar wenige Wochen vor den letztjährigen Playoffs kam Adrien Lauper aus dem anderthalbjährigen Exil in Biel in die Saanestadt zurück. Manch ein Fan fasste sich an den Kopf und konnte es kaum fassen: Lauper, der bis dahin für die Uhrenstädter in 30 Spielen genau einen Punkt erzielt hatte (1 Tor), würde vortan wieder im St. Leonhard so erfolglos spielen wie er es bisher tat. Lauper hat zwar die Grösse und Masse eines NLA-Spielers, mit 84 Kilogramm bei einer Körpergrösse von 188 Zentimetern hat er zumindest physisch alle Trümpfe in seiner Hand, doch was er daraus machte war immer sehr enttäuschend. Als Lauper die Gegner checken wollte, fiel er meist selber um. Versuchte er in vollem Lauf einen Pass anzunehmen, dann versprang der Puck stets von der Schaufel, entweder weil der Pass zu hart war, oder Lauper selber nicht mit seinem Stock bereit war. Selbst in vollem Lauf verlor er oftmals den Puck völlig unbedrängt in der Mittelzone. Kurzum: Bouby Lauper war ein Ärgernis, und viele waren froh, dass er sein Glück mit dem Biel-Transfer anderswo versuchen würde.
Umso unverständlicher also, als ihn Hans Kossmann trotz mangelnden Leistungsbeweisen zurück zum Drachen holte. Kossmann hatte einen Plan, er wollte aus Adrien Lauper einen Spieler mit NLA-Niveau machen. Erste Anzeichen, dass dies gelingen würde, erkannte man schon während der Viertelfinalserie gegen eben dieses Biel, als Lauper das erste Tor der Serie erzielte, sein zweitschönster Treffer im Dress von Gottéron (das schönste war ein Tunnel gegen Davos). Doch die kritischen Stimmen verstummten nicht. Im Eröffnungsspiel dieser Saison lag Gottéron im Hallenstadion mit 0:2 hinten, als Lauper im letzten Drittel alleine aufs gegnerische Tor zog. Sehr merkwürdig damals mein Gedankengang, einerseits wünschte ich mir den Anschlusstreffer, doch zugleich wusste ich dass, falls dies das einzige Tor der Freiburger an jenem Abend bliebe, Lauper am nächsten Tag beim ersten Spiel zu Hause das Topskorer-Leibchen tragen würde! Das wäre zuviel des Guten gewesen. Aus unerklärlichen Gründen versprang der Puck kurz vor dem Abschluss, ich glaube seither mehr denn je an die Macht des Denkens. Doch Hans Kossmann hat die Herausforderung gewonnen. Adrien Lauper ist mit 26 Jahren in der NLA angekommen. Er hat seine grösste Stärke, das Schlittschuhlaufen, sogar noch verbessern können. Er nimmt Pucks an, teilt checks aus bei denen der Gegner fällt oder zumindest gestoppt wird, und er erzielte gar kürzlich ein Game-Winning-Goal, das entscheidende Tor beim 2:1-Auswärtssieg in Lausanne. Gut ja, er wurde ins Tor gestossen, und der Puck ging rein, aber er stand zumindest zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Noch nicht überzeugt? Adrien Lauper hat mit +3 die momentan fünftbeste Plus/Minus-Statistik bei Gottéron.